Lauterbrunnen wie Venedig? Die Region Berner Oberland erhebt eine Eintrittstaxe

Lauterbrunnen wie Venedig? Die Region Berner Oberland erhebt eine Eintrittstaxe
Lauterbrunnen wie Venedig? Die Region Berner Oberland erhebt eine Eintrittstaxe
Lauterbrunnen bietet spektakuläre Landschaften.

Schlussstein

Lauterbrunnen wie Venedig? Angesichts des stetig wachsenden Zustroms von Besuchern, der den Wunsch nach Gastfreundschaft auf die Probe stellt, erwägt die Region Berner Oberland die Einführung einer Tourismusabgabe.

Die rund 2500 Einwohner zählende Gemeinde – ein ganzes Tal mit atemberaubenden Landschaften, wird heute auf Instagram gefeiert, was bereits 1911 den damals 19-jährigen John Ronald Reuel Tolkien, den Autor von „Der Herr der Ringe“, beeindruckt und inspiriert hätte – hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit Massenankünften befassen soll, die immer schwerwiegendere Probleme verursachen, berichtet Der Bund heute.

Auch Bürgermeister Karl Näpflin strebt eine Informations-App für Smartphones an. „Es ist ein Pass für das Tal, den Touristen herunterladen müssen“, erklärt der Politiker in Aussagen der Zeitung. Es könnte eine drastische Massnahme beinhalten: Wer mit dem Auto anreist, muss künftig einen Eintrittspreis zwischen 5 und 10 Franken bezahlen. „Gäste, die ein Angebot, etwa ein Hotel oder einen Ausflug, gebucht haben oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, sind ausgenommen“, fügt der Interessent hinzu.

Anschließend würden stichprobenartige Kontrollen vor Ort durchgeführt. Laut Näpflin ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die neue Regelung bereits in diesem Sommer in Lauterbrunnen zur Anwendung kommt: Es bedarf noch weiterer Abklärungen. Das Grundproblem wird dadurch jedoch nicht gelöst. „Wir müssen ehrlich sein: 90 % der Maßnahmen dienen lediglich der Linderung von Symptomen“, stellt der Bürgermeister fest.

„Die Akzeptanz der Tourismusbranche soll schweizweit erhalten bleiben“, sagt Monika Bandi Tanner, Direktorin der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern, in ihren Statements gegenüber dem Bund. Seiner Meinung nach besteht kein Zweifel daran, dass die Zahl der Gäste aus entfernten Märkten auch in Zukunft weiter zunehmen wird. „Solange der Wohlstand auf der Welt steigt, wird auch die Zahl der Touristen wachsen.“

Mit dem Klimawandel werden die Alpen im Sommer noch attraktiver

Darüber hinaus dürfte der Klimawandel die Alpen im Sommer künftig noch attraktiver machen, argumentiert der Experte. Langfristig könnte die Saison bis Oktober oder sogar November dauern. «Im Mittelland dürften in Zukunft jedoch über 40 Hitzetage bzw. 50 Tropennächte die Regel sein». Flüsse und Seen werden in allen Regionen eine immer wichtigere Rolle spielen.

Die Debatte ist nun im ganzen Kanton entfacht: Im Jahr 2023 verzeichnete die Stadt Bern eine Rekordzahl von 1 Million Übernachtungen, der Raum Interlaken (BE) sogar 2 Millionen, verglichen mit rund 20.000 Einwohnern. Kritische Stimmen werden laut, dass die Saisonverlängerung zu einer zunehmenden Müdigkeit in der Bevölkerung führt, da die Erholungsphasen ausbleiben.

Beschwerden nehmen zu

Und laut der Zeitung häufen sich Beschwerden, beispielsweise in den sozialen Medien, im Zuge der negativen Auswirkungen des sogenannten Overtourism, seien es explodierende Haus- und Wohnungspreise, erstickender Verkehr oder überfüllte Mülltonnen.

Dennoch wollen viele Tourismusfachleute den Betrieb wie bisher weiterführen. Dazu gehört auch die Jungfraubahnen, der börsennotierte Skiliftkonzern, der mehrere Großprojekte plant und auf eine Steigerung der Besucherzahlen abzielt. Insbesondere spielt das Unternehmen mit dem Gedanken, chinesische Touristen zurückzuholen, deren Zahl derzeit noch geringer ist als im Jahr 2019 vor der Pandemie.

Die Stadt Bern verfolgt jedoch eine völlig andere Strategie als viele Destinationen im Berner Oberland: Sie konzentriert sich seit langem auf den Schweizer Landesmarkt und angrenzende Märkte wie Deutschland, Italien und Frankreich. Dieser Ansatz stößt bereits auf Kritik einiger Hoteliers, die befürchten, dass es nicht möglich sei, auf entfernte Märkte zu verzichten.

Die Richtung, in die sich der Berner Tourismus entwickeln wird, scheint daher noch offen. Doch die neueste Idee soll noch mehr Gäste anlocken: Es wurde eine Studie gestartet, die die Machbarkeit einer Panoramabahn zwischen Adelboden-Lenk und Crans-Montana, also zwischen den beiden Tourismusregionen Berner Oberland und Wallis, prüfen soll. Die Schweizerische Stiftung Landschaftsschutz sei dagegen, es gehe nun darum, zu wissen, was die Bevölkerung wolle, schlussfolgert Der Bund.

Hm, ats

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