Die große Freiheit, das Südtirol Jazzfestival Alto Adige 2024 erkundet die europäische Experimentalszene – BGS News – Buongiorno Südtirol

Die große Freiheit, das Südtirol Jazzfestival Alto Adige 2024 erkundet die europäische Experimentalszene – BGS News – Buongiorno Südtirol
Die große Freiheit, das Südtirol Jazzfestival Alto Adige 2024 erkundet die europäische Experimentalszene – BGS News – Buongiorno Südtirol

Die große Freiheit, das Südtirol Jazzfestival Alto Adige 2024 erkundet die europäische Experimentalszene

Frank Zappa sagte einmal: „Jazz ist nicht tot, er riecht nur komisch.“ Fast 70 Jahre später ist Jazz lebendiger denn je. In Wirklichkeit „stinkt“ Jazz nicht, sondern „riecht“, von frischen, sauren und fruchtigen Noten bis hin zu süßen und betörenden Noten. Heutzutage ist der Jazz von einer Generation geprägt, die fast nicht mehr zwischen Rock, Punk, Folk, Noise, Hip-Hop, Elementen des Jazz und R&B unterscheidet. Auch die zweite Ausgabe des Jazzfestivals unter der künstlerischen Leitung von Stefan Festini Cucco, Max von Pretz und Roberto Tubaro folgt dieser Auflösung der Grenzen und präsentiert überwiegend europäische Gruppen, deren Musik alles aufzusaugen scheint, was heute zu hören, aber auch zu hören ist Vergangenheit und gestalten damit die Zukunft des Jazz.

Der Eröffnungsabend, der am 28. Juni im Stadtteil Ponte Roma in Bozen stattfinden wird, ist Ausdruck eines ausgesprochen breiten und originellen Programms. In der ehemaligen Feltrinelli-Fabrik (Eingang: via Lancia, 1) wird das zu diesem Anlass zusammengestellte Human Magnetic Reception Ensemble, kurz HUMRE, das Publikum mit Blas- und Schlaginstrumenten begrüßen. In der Lagerhalle, in der das Mailänder Unternehmen seit 1938 Hartfaserplatten produzierte, präsentiert die estnische Saxophonistin Maria Faust ihr Projekt „Mass of Mary“ mit einer Bläsergruppe und einem Chor aus 16 Sängern. In den Liedern, die Opfern häuslicher Gewalt gewidmet sind, verbindet das Projekt Elemente mittelalterlicher Kirchenmusik mit Jazz, zeitgenössischer Musik mit estnischer Folklore und integriert liturgische Texte mit Textcollagen. Anschliessend bietet die Walliser Gruppe Hippo melodische und wilde Musik mit analogen Synthesizern und Effekten, bevor der Abend mit Synergy, der in Zusammenarbeit mit dem Hospiz Festival organisierten Nacht der Elektronik, weitergeht.

Europäischer experimenteller Jazz landet in Südtirol: Bis zum 7. Juli spielen 41 Gruppen an 37 verschiedenen Orten. In diesem Jahr luden die drei Festivalveranstalter 130 Musiker aus vielen Ländern ein. Aus Deutschland kommen beispielsweise das Malstrom Trio mit einer Mischung aus Jazz, freier Improvisation und Rockelementen der 90er Jahre und das Nils Kugelmann Trio, dessen Debütalbum „Stormy Beauty“ 2023 mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde. Österreich ist vertreten durch die Kultband Shake Stew, das Kammerjazz-Trio HAEZZ und das Sweet Life Quartett unter der Leitung der Saxophonistin Yvonne Moriel, die Jazz und Electronica wirkungsvoll mit Dub, Hip-Hop-Effekten, Reggae-Vibes und World-Music-Elementen bereichert.

Der Schlagzeuger und Komponist Tilo Weber wird mit verschiedenen Projekten dabei sein, ebenso wie die Pianistin Olga Reznichenko, die nicht nur mit ihrem eigenen Trio, sondern auch mit dem Crutches-Trio und mit dem Projekt Beatdenkers Polyplay, das Rhythmik verbindet, in Südtirol präsent sein wird Elemente unterschiedlicher Musiktraditionen mit futuristischen Beats und elektroakustischen Hybridsounds. Außerdem wird er an der Seite des jungen Saxophonisten Fabian Dudek, dessen Sextett seine Kompositionen von Day by Day präsentieren wird, am Keyboard spielen und sich im Filmclub in Bozen an der Verbindung von Jazz und Kino beteiligen. Zusammen mit dem Saxophonisten Daniel Erdmann und der Schlagzeugerin Francesca Remigi wird er den Stummfilm Mr. Radio von 1924 neu vertonen. Die Nancelot-Gruppe, ein Flötenquartett mit Schlagzeug, wird im Parco delle Semirurali in Bozen auftreten und sich völlig öffnen neue musikalische Perspektiven mit einem eher originellen.

Nicht zu übersehen ist die exzentrische französische Szene, die bei der Ausgabe 2024 mit einer Reihe interessanter Gruppen vertreten sein wird. Das Inui-Quartett bewegt sich zwischen Jazz und elektronischem Trance, während das Nosax-Noclar-Duo mit den Klarinettisten Bastian Weger und Julien Stella farbenfrohe Klanglandschaften erkundet variieren zwischen zeitgenössischem Jazz, keltischer, türkischer, nordafrikanischer und armenischer Musik. Das Quintett Jet Whistle hingegen betritt ein Spielfeld, das vom Free Jazz bis zu den atonalen Klangexperimenten des Komponisten Pierre Boulez reicht.

Während der französische Cellist Valentin Ceccaldi mit seiner Gruppe Bonbon Flamme eine wilde Mischung aus Progressive Rock und Free Jazz mit anarchisch freien kollektiven Improvisationen kreiert, wird sein Bruder Theo Ceccaldi (Viola und Violine) mit dem Trio Velvet Revolution auftreten und mit Tilo eine improvisierte Matinee wagen Weber in der Casa della Pesa in Bozen, wo das Publikum Musik genießen kann, die nicht live reproduziert werden kann, sondern im „Hier und Jetzt“ entsteht. Aus Nordeuropa kommt stattdessen die Gruppe Y-Otis unter der Leitung des schwedischen Saxophonisten Otis Sandsjö, der sich mit seinem „Liquid Jazz“ an Hip-Hop und zeitgenössischer elektronischer Musik orientiert. Der isländische Gitarrist Sigurdur Rögnvaldsson und seine Band LÚNA lassen sich vom Jazz-Rock der frühen Siebzigerjahre inspirieren, während die dänische Saxophonistin Mette Rasmussen im Bunker H in Bozen mit der in Äthiopien geborenen und sowohl in Vietnam als auch aufgewachsenen Experimentalsängerin Sofia Jernberg auftreten wird in Schweden. Bei diesem Konzert werden instrumentale Freiheit und freies „Singen“ außergewöhnliche Möglichkeiten für den Ausdruck der menschlichen Stimme eröffnen.

Im Rahmen des Südtirol Jazzfestival Alto Adige wird nicht nur hochwertige Musik präsentiert, sondern im Rahmen von Workshops und künstlerischen Residenzen auch neue Musik entwickelt, die dann in Konzerten präsentiert wird. Im Stanglerhof in Völs wird die Bassistin Ruth Goller aus Brixen, mittlerweile in der britischen Jazzszene zu Hause, im Rahmen einer Residenz gemeinsam mit dem Schlagzeuger Daniel Klein aus Leipzig und dem Trentiner Vibraphonisten Mirko Pedrotti arbeiten. Für eine mehrtägige Residenz in Bozen hat das Südtirol Jazzfestival Alto Adige die Sängerin Camilla Battaglia und die Pianistin Simone Graziano eingeladen, die gemeinsam mit dem Schweizer Schlagzeuger und Künstler Julian Sartorius die Ergebnisse ihrer Arbeit im Parco dei Cappuccini in Bozen präsentieren werden .

Viele Konzerte des Festivals finden an Orten in der Provinz statt, die normalerweise nicht für Konzerte vorgesehen sind. Das „Basislager“ des Festivals wird auch in diesem Jahr im Parco dei Cappuccini in Bozen aufgebaut und attraktive Standorte wie das Stift Neustift, die Brennerei Roner in Tramin, der Club Est Ovest in Meran, die Harpfflasche sind bestätigt in Bruneck, dem Stanglerhof in Völs sowie der Casa della Pesa und den Parks der Hotels Mondschein und Laurin in Bozen. Weitere Open-Air-Konzerte finden in den Bergen, am Speikboden im Pustertal oder in der Galerie Poschhaus in Ridnaun statt. Darüber hinaus begleitet das Words-Trio um den Posaunisten Matteo Paggi einen dreitägigen Jazz-Ausflug, der in der Gardenaccia-Hütte im Gadertal beginnt und in der Juac-Hütte in Wolkenstein in Gröden endet.

Neue Standorte sind in diesem Jahr das Ottmanngut in Meran, das Rittner Horn, die Dachterrasse des unibz-Campus in Brixen, das Restaurant Jocher auf dem Vigiljoch in Lana, die Casa Goethe in Bozen und der Stadtplatz in Sterzing.

Im Südwerk des Ca de Bezzi in Bozen finden wieder Late-Night-Konzerte statt, vom Solo des Schlagzeugers Oli Steidle bis zum Duo Training, das mit Ruth Goller das surrealistische Kompositionsprinzip von „Cadavre Exquis“ aufgreift. Bei einem Nachtkonzert auf der Bozner Messe entdeckt Goller mit seinem Skylla-Quartett einen Klangraum zwischen bulgarischem Folk und Free Jazz. Ebenfalls im Sudwerk findet die zweite Ausgabe von Kabarila statt, einer Art fünfstündiges Jazz-Ritual, das fünf Jahre lang am selben Ort stattfindet und immer in der gleichen Besetzung (Lukas Kanzelbinder, Delphine Joussein, Johannes Schleiermacher, Julian Sartorius usw.) stattfindet Tänzer Dante Murillo, Daphna Horenczyk, Jaroslav Ondrus). Neben Musik und Tanz ist das Publikum ein wichtiger Teil dieses Rituals und wird durch Tanzen zum Mitmachen eingeladen, kann die Darbietung aber auch einfach durch Zuhören genießen.

Alle Informationen und das detaillierte Programm auf: www.altoadigejazzfestival.com

Foto, von links nach rechts: Kulturstadträtin der Gemeinde Sterzing Verena Debiasi, Stadtrat Philipp Achammer, Co-Künstlerischer Leiter Roberto Tubaro, Präsident Stefan Festini Cucco, Co-Künstlerischer Leiter Max von Pretz, Vizebürgermeister von Bozen Stephan Konder und der Gemeinderätin der Gemeinde Bozen Johanna Ramoser

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