Auf Radio Cosmo WDR die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland – Verteidigungsanalyse

Auf Radio Cosmo WDR die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland – Verteidigungsanalyse
Auf Radio Cosmo WDR die Debatte über die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland – Verteidigungsanalyse

Am 17. Juni zog die Debatte in der Sendung Cosmo Italiano (auf Italienisch) des deutschen Radiosenders Cosmo – WDR in einer Sendung von Filippo Proietti, Giulio Galoppo und Cristiano Cruciani mit dem Interview Bilanz über die Pläne für den Teilwehrdienst in Deutschland mit Gianandrea Gaiani, Leiterin von Analysis Defense

Auswahlwehrdienst

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat einen Plan für eine neue Form des Wehrdienstes vorgelegt – unter der Prämisse, dass sich die Personallage der Bundeswehr ständig verschlechtert. Im vergangenen Jahr verfügte die Bundeswehr nur über etwas mehr als 181.000 Soldaten, während der geschätzte Bedarf bei 203.000 lag. Realistisch gesehen müsste sie nach dem Krieg in der Ukraine und den Anforderungen der NATO jedoch mindestens 270.000 Soldaten haben. Der Verteidigungsminister weist zudem darauf hin, dass eine „stabile Reserve“ an Soldaten von rund 200.000 Einheiten durchaus notwendig sei.

Dies ist keine Rückkehr zur Wehrpflicht. Pistorius spricht vielmehr vom „Auswahlwehrdienst“, also vom „selektiven Wehrdienst“, der freiwillig sein sollte, bei Bedarf aber auch verpflichtende Elemente beinhalten sollte. Die einzige Verpflichtung im Rahmen des deutschen Wehrdienstes besteht darin, dass junge Männer einen Fragebogen über ihre Bereitschaft zum Eintritt in die Bundeswehr ausfüllen müssen, den sie mit Vollendung ihres 18. Lebensjahrs erhalten. Auch junge 18-Jährige erhalten den Fragebogen, sind jedoch nicht verpflichtet, ihn auszufüllen.

Anschließend prüft die Bundeswehr die zurückgesendeten Fragebögen und lädt nur diejenigen zur Teilnahme an der Wehrpflicht ein, die für den Wehrdienst besonders geeignet und motiviert erscheinen. Die Auserwählten müssen sich zum Militärdienst und zur ärztlichen Untersuchung melden. Danach leisten sie auf Wunsch einen sechsmonatigen Grundwehrdienst, der freiwillig auf bis zu 17 Monate verlängert werden kann. Niemand wird gezwungen.

Keine Verpflichtung für Frauen

Um junge Frauen zum Dienst zu zwingen, müsste zunächst die Verfassung geändert werden. In Artikel 12a heißt es derzeit: „Männer können ab dem 18. Lebensjahr zum Dienst in der Bundeswehr, im Bundesgrenzschutz oder in einer Zivilschutzorganisation verpflichtet werden.“

Die Reaktion der Regierungskoalition

Die Regierungskoalition widersetzte sich der Wehrpflicht. Pistorius erhielt weder in der Koalition noch in seiner eigenen Partei, der SPD, und insbesondere im Kanzleramt eine Mehrheit für seinen Vorschlag.

So sprachen sich beispielsweise die SPD-Sekretärinnen Lars Klingbeil und Saskia Esken für die Beibehaltung der freiwilligen Rekrutierung aus, da sie davon überzeugt waren, dass Selbstbestimmung in einem demokratischen System von grundlegender Bedeutung sei.

Der Vorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, hat deutlich gemacht, dass er gegen die Wehrpflicht ist, ebenso wie die FDP, die liberale Partei, wonach die notwendigen Ressourcen an Geld, Infrastruktur und Ausbildung zur Verbesserung eingesetzt werden müssten die Freiwilligenarmee und verstärken die Reservisten. Allerdings scheinen sich die Liberalen in letzter Zeit der Idee von Pistorius zu öffnen. Der neue Präsident der Verteidigungskommission, der FDP-Politiker Marcus Faber, begrüßte den Vorschlag des Ministers.

Die Reaktion der Oppositionsparteien

CDU/CSU befürwortet die Wehrpflicht und würde noch einen Schritt weitergehen und eine Verfassungsänderung vornehmen, die auch für Frauen die Pflicht zum Ausfüllen des Fragebogens zum Wehrdienst vorsieht. Sie halten den Vorschlag von Pistorius daher für schwach und würden sich sofort für die Wehrpflicht entscheiden.

Die AfD fordert ihrerseits die Wiedereinführung des Grundwehrdienstes für alle männlichen Bundesbürger im Alter zwischen 18 und 25 Jahren.

Die linke Partei Die Linke ist jedoch entschieden dagegen, wonach Pistorius‘ Plan – ich zitiere – „eine vorbereitende Maßnahme zur Wiedereinführung der Wehrpflicht“ sei. Für Linke gibt es keine wirkliche Gefährdungslage, die einen solchen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht junger Menschen rechtfertigen würde.

Militärdienst in Europa

In einigen europäischen Ländern gilt die Naja bereits: auf Zypern, in Griechenland, in Österreich, wo sie für alle männlichen Staatsbürger gilt. Oder in den baltischen Ländern und damit in Litauen, Estland und Lettland, die es aufgrund der russischen Bedrohung im April 2023 eingeführt haben. Schließlich in den skandinavischen Ländern: Finnland, Dänemark und Schweden. Letzteres bietet es sowohl für Männer als auch für Frauen. Und selbst in Italien wird über seine Wiedereinführung diskutiert, zwanzig Jahre nach seiner Abschaffung.

Minister Matteo Salvini ist dafür und hat mit seiner Partei einen Gesetzentwurf vorgeschlagen. Verteidigungsminister Crosetto ist jedoch dagegen. Wir sprachen über die neue Debatte um die Wiedereinführung oder Nichteinführung des Militärdienstes in verschiedenen Ländern Gianandrea Gaiani, Direktor von Defence Analysis, der unterstreicht, dass es sich unterm Strich kein Politiker leisten kann, eine Wehrpflicht einzuführen. Der Stimmenverlust wäre eine unmittelbare Folge.

Unter diesem Link der Radio-Audio

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