Geschichte und Erinnerung eines Flusses. Der Rhein in der europäischen Kultur

Geschichte und Erinnerung eines Flusses. Der Rhein in der europäischen Kultur
Geschichte und Erinnerung eines Flusses. Der Rhein in der europäischen Kultur

Mailand, 23. Juni 2024 – Was ist das ein Fluss? Ein Wasserlauf mit einer Quelle, einem Bett, einer Mündung? Ja, aber es kann noch viel mehr sein: Kultur, Leidenschaften, Lieben, Erinnerungen, Schlachten, Siege, Tränen, Freuden. Nehmen Sie den Rhein, einen der großen europäischen Flüsse. Er entspringt in den Schweizer Alpen, durchquert Deutschland und mündet in die Niederlande. Dabei handelt es sich lediglich um geografische Daten: Im Laufe der Jahrhunderte haben sich jedoch erstaunliche Schichten der Zivilisation an seinen Ufern niedergelassen. Adele Bogetich, Aurelio Canonici, Marco Mazzoleni – ein Germanist, ein Orchesterdirektor, ein Unternehmer mit Leidenschaft für die deutsche Kultur – sprechen in ihrer faszinierenden Art darüber Ode an den Rhein (Zucchini). Der Untertitel präzisiert den Inhalt: „Eine romantische Reise auf dem Rhein zwischen Poesie, Musik, Drama“. Die Inspiration stammt von einem italienischen Aristokraten, Aurelio de’ Giorgi Bertola (1753-1798) aus Rimini, einem Geschichtslehrer in Neapel und dann in Pavia, einem großen Popularisierer deutscher Poesie. Bertola folgte dem Flusslauf von den Alpen bis nach Düsseldorf und sammelte die Notizen für sich Reise auf dem Rhein und in seiner Umgebung. Im Anschluss an Bertola zeichnen die drei Autoren den Flusslauf nach und bieten dem Leser eine Fülle literarischer und musikalischer Zeugnisse: Hölderlin, Brentano, Heine, Eichendorff, Nietzsche; Beethoven, Schumann, Strauss, Berg, Henze. Eine gemeinsame Leidenschaft für die deutsche Kultur treibt sie an, aber der Schreibstil ist anders: geschwungen bei Bogetich, wohlgeformt bei Canonici, zitternd bei Mazzoleni.

Im Buch Richard Wagner fehlt bei den Vieren nicht Ringtage des Nibelungenwas direkt aus demRheingold Sie starten. Da ist auch Loreley, das unglückliche Geschöpf, das aufgrund einer Enttäuschung in der Liebe zur Abgeschiedenheit gezwungen wird, sich über eine Klippe beugt, um einen Blick auf das Schloss seiner Geliebten zu erhaschen, in den Rhein stürzt und stirbt.

In dem Fluss Robert Schumann starb allerdings nicht, weil er 1854 mitten in eine Psychose verfiel: Nach seiner Rettung wurde er in eine Nervenheilanstalt eingewiesen und blieb dort bis zu seinem Tod. Vier Jahre zuvor hatte er die Sinfonie komponiert Rheinisch: Aurelio Canonici widmet der leuchtenden, heiteren Partitur zwei übersichtliche Seiten. Auf dem Weg ins 20. Jahrhundert begegnen wir Gustav Mahler mit der Eindringlichkeit Lied von der Erde (Das Lied der Erde1908) und die Trauer Nicht bei (1909-10). Und dann Richard Strauss mit den Transzendenten Vier letzte Lieder von 1948. Intensive Überlegungen behält Mazzoleni Georg Büchner und Alban Berg vor, in ihrem herzzerreißenden Wozzeck, das dann bis zur Neunten von Hans Werner Henze (1997) geht, „den Helden und Märtyrern des deutschen Antifaschismus gewidmet“. Daniele Gatti, der Dirigent, signiert das Vorwort: prägnant, klar, raffiniert.

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