Venedig spiegelt Arkadien wider – Il Giornale dell’Arte

Arkadien, eine poetisch-politische Idee des antiken Denkens, von Platon über Aristoteles bis hin zu Vergil, wird aufgegriffen Jacopo Sannazzaro in seinem Arkadienein pastorales Prosimeter, veröffentlicht in Anfang des 16. Jahrhunderts Darin erzählt der Protagonist, der Hirte Sincero, von seinem Leben in Arkadien, wo die Hirten nach klassischen Traditionen zusammen mit ihren Weiden leben. Allerdings ist Sincero kein Arcade-Mann, sondern ein neapolitanischer Flüchtling in Arkadien, der auf dem Weg nach Neapel unzugängliche Gebiete durchquert, nur um dort den Tod der Frau zu entdecken, die er liebt.

Das Heilige Arkadien von Monica Ferrando ist der dritte Band der Reihe gewidmetAnalyse und Rekonstruktion der ästhetischen Kategorie des „Arcadia“ ausgehend von Sannazzaros Schrift. Für den poetischen Geist bedeutet die Wiederentdeckung Arkadiens die Wiederentdeckung der Artikulation einer alten Idee von menschliches Zusammenleben und Beziehung zum Kosmos wo Frieden dank eines Zusammentreffens von Natur und Mensch möglich ist.

Der Autor geht von einem ganz konkreten Bild aus: „Die Flucht nach Ägypten“ Von Tizian (1508), aufbewahrt in der Eremitage in St. Petersburg. Aber wohin steuert die Heilige Familie? Im Hintergrund erscheinen die Dolomiten, eine Autobiografie des aus Pieve di Cadore stammenden Künstlers, die an seine Berge erinnert. Der Autor lädt uns daher ein, uns die Hintergründe der Altarbilder und Gemälde bewusst zu machen und zu betrachten, auf denen das venezianische Arkadien „blüht“, das aufgrund des Wassers, das es umgibt, so grün und fruchtbar ist. Das zwei mal drei Meter große Gemälde beeindruckt uns mit der Breite der Landschaftsdimension, die nicht mehr der Hintergrund, sondern das Fundament der Figuren ist und deren Wiederentdeckung der natürlichen Welt durch die beispiellose Qualität der Landschaftsdarstellung und -wiedergabe erfolgt von präzisen atmosphärischen Bedingungen. In Venedig kann die pastorale Welt das heilige Geheimnis offenbaren, das sie schon immer in sich birgt: die Übereinstimmung der Natur mit dem Menschen, die bereits in ihr vorhanden ist Bellini. In Tizian wird die Familienszene durch Herden und Hirten hervorgehoben, die in einer Szenografie feierlicher Harmonie als alte Virgilian-Erinnerungen und kraftvolle evangelische Präsenzen fungieren. Venedig wird damit zum Ort der Wahl für die Gestaltung einer Landschaft im modernen Sinne, nicht mehr als Kulisse, sondern als Spiegel des lebendigen Körpers der Natur.

Das Arkadien, wie es der Dichter Jacopo Sannazzaro beschreibt, unterscheidet sich nur scheinbar von dem, das Tizian darstellte und das die Figuren umhüllt. In ihrem Text zeigt die Autorin, wie In Venedig fällt der Bildraum mit der Wiederentdeckung einer Mentalität zusammen, die sich mit den idealen und theologisch-poetischen Instanzen Arkadiens identifiziertwas auch durch einige der Lagunenstadt inhärente Bedingungen ermöglicht wurde, wie ihre Lage im Mittelmeer, in engem Kontakt mit Konstantinopel und dem östlichen Christentum, das Erbe des Untergangs des Oströmischen Reiches und ein umfangreiches kulturelles Erbe, das mit der Ankunft in der Lagune ankam der Bibliothek von Kardinal Bessarione.

Heiliges Arkadien
von Monica Ferrando, 133 Seiten, Abb. mit dem. Verlag Il Mulino 2024, 12 €

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