Der Zugang zu psychiatrischen Zentren muss vereinfacht werden

von Marco Pingitore

25. JUNI – Lieber Direktor,
Im Jahr 2022 machten Notaufnahmen wegen psychischer Probleme einen erheblichen Prozentsatz der gesamten Notaufnahmeaktivität in Italien aus:
1. Gesamtzahl der Zugriffe: Fälle psychischer Erkrankungen machten mit 547.477 Zugriffen 3,2 % aller Zugriffe auf die nationale Notaufnahme aus.
2. Krankenhausaufenthaltsergebnisse: 13,8 % dieser Besuche führten zu einem Krankenhausaufenthalt, wobei mehr als die Hälfte der Patienten in psychiatrische Abteilungen eingeliefert wurden.
3. Arten von Störungen: 39,4 % der Zugriffe betrafen die Diagnose neurotischer und somatoformer Syndrome.
4. Entlassung nach Hause: 72,3 % der Einweisungen wegen psychiatrischer Probleme führten zu einer Entlassung nach Hause.

Der Ministerialerlass 77 stellt einen Meilenstein im italienischen Gesundheitswesen dar, insbesondere im Hinblick auf die psychische Gesundheit. Dieses Dekret legte den Grundstein für eine effektivere und humanere Behandlung psychiatrischer Störungen, mit besonderem Schwerpunkt auf der Gemeinschaftshilfe.

Mental Health Centers (CSM) sind wichtige Einrichtungen im Bereich der lokalen psychischen Gesundheitshilfe. Der Ministerialerlass 77 stärkte ihre Rolle und förderte einen stärker integrierten und weniger krankenhauszentrierten Ansatz. Diese Zentren sind auf lokaler Ebene tätig und bieten Präventions-, Diagnose-, Behandlungs- und Rehabilitationsdienste für Menschen mit psychischen Störungen an.

Eine der größten Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit ist die Überfüllung der Notaufnahmen von Krankenhäusern. Viele Menschen mit akuten psychiatrischen Störungen wenden sich mangels unmittelbarer Alternativen an die Notaufnahme. CSMs, die durch den Ministerialerlass 77 gestärkt werden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung einer zugänglichen und zeitnahen Alternative, die die Belastung der Notaufnahmen erheblich verringern kann.

Daher sollte der Zugang zu CSM direkt erfolgen, ohne dass eine ärztliche Überweisung erforderlich ist, um eine wesentliche Maßnahme zur Verbesserung der Bewältigung psychiatrischer Notfälle zu schaffen. Diese Zugänglichkeit kann verhindern, dass Menschen mit psychischen Notfällen unnötigerweise die Notaufnahmen von Krankenhäusern aufsuchen.

In Gesundheitseinrichtungen, in denen der Zugang zu Mental Health Centers (CSM) nur auf ärztliche Verschreibung eines Allgemeinarztes möglich ist, könnte ein Hindernis für die berufliche Autonomie von Psychiatern und Psychologen entstehen. Dies liegt daran, dass jede klinische Beurteilung und therapeutische Entscheidung dieser Spezialisten der Zustimmung des Hausarztes unterliegen sollte, der auch entscheiden könnte, den Behandlungspfad des Patienten am CSM zu unterbrechen.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Ein Patient, der sich einer Psychotherapie unterzieht, muss, um seine therapeutische Reise fortzusetzen, wiederholt eine ärztliche Verordnung von seinem Hausarzt einholen (die zwischen 1 und 8 Sitzungen variieren kann). Der Hausarzt kann nach eigenem Ermessen entscheiden, dass die Behandlung nicht mehr notwendig oder sinnvoll ist, und sie abbrechen.

Das derzeitige Zugangssystem zu Mental Health Centers (CSM), das häufig eine Überweisung durch einen Allgemeinarzt erfordert, kann die Entscheidungsautonomie von Spezialisten für psychische Gesundheit behindern und den rechtzeitigen Zugang zur Versorgung von Patienten einschränken.

Um eine wirksame psychiatrische und psychologische Hilfe zu gewährleisten, die die beruflichen Fähigkeiten respektiert, ist es wichtig, die Zugangsmethoden zu CSMs zu überprüfen, sie zu vereinfachen und direkter zu gestalten. Auf diese Weise konnten wir nicht nur die Qualität der angebotenen Versorgung verbessern, sondern auch die Belastung der Notaufnahmen verringern, die oft die einzige Anlaufstelle für Menschen in Krisensituationen sind.

Marco Pingitore
Direktor des Psychologen CSM Mesoraca (ASP Crotone)

25. Juni 2024
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