MAILAND (Reuters) – Telecom Italia (TIM) wird am 1. Juli den historischen Verkauf seines Festnetzes an den US-Fonds KKR abschließen. Damit ist TIM der erste Telefonbetreiber in einem großen europäischen Land, der sich von seinem Festnetz trennt.
WAS VERKAUFT TIM?
Tims Festnetz aus Glasfaser und Kupfer erreicht fast 89 % der Haushalte und erstreckt sich über mehr als 23 Millionen Kilometer im ganzen Land, was es zum Hauptbestandteil der italienischen Telekommunikationsinfrastruktur macht.
Was wird Tim nach dem Verkauf des Netzwerks sein?
TIM wird mehr als die Hälfte seiner italienischen Mitarbeiter zum Netzwerkunternehmen verlagern, sodass in Italien rund 16.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Es wird seinen finanziellen Verschuldungsgrad um 14 Milliarden Euro reduzieren und das 1,6- bis 1,7-fache des Ebitda nach Leasing erreichen.
Der von CEO Pietro Labriola ausgearbeitete Industrieplan sieht vor, dass Tim mit dem Verkauf des Netzwerks über eine größere kommerzielle Flexibilität verfügt, um auf dem nationalen Einzelhandelsdienstleistungsmarkt zu konkurrieren, und über größere Möglichkeiten zur Erkundung von M&A-Aktivitäten und Partnerschaften verfügen wird.
In Italien wird das Unternehmen über Tim Consumer auf dem Markt für Internet- und Telefondienste für Privatkunden und kleine Unternehmen tätig sein, während Tim Enterprise Konnektivitäts-, Cloud- und IT-Sicherheitsdienste für große Unternehmen bereitstellen wird. In Brasilien wird TIM weiterhin mit seiner Tochtergesellschaft TIM SA tätig sein.
WARUM VERKAUFT TIM DAS NETZWERK?
Unter dem Druck einer Nettoverschuldung von 27 Milliarden Euro hat Tim beschlossen, seinen wichtigsten Vermögenswert zu verkaufen, nachdem er jahrelang erfolglos versucht hatte, seine inländischen Betriebe umzustrukturieren, deren Gewinne und Umsätze seit Jahren rückläufig sind.
Neben dem starken Preiswettbewerb auf dem Inlandsmarkt wurde Tim durch steigende Zinssätze zusätzlich unter Druck gesetzt.
WAS IST DER WERT DES BETRIEBES?
Kkr, das bereits ein Minderheitsinvestor von FiberCop war – dem Teil des Netzwerks, der von Straßenschränken bis zu Häusern reicht –, schätzte Tims gesamtes Zugangsnetzwerk auf bis zu 22 Milliarden Euro, wovon etwa 3 Milliarden Euro in Earnouts größtenteils an ein zukünftiges Potenzial gebunden sind Kombination dieser Vermögenswerte mit denen von Open Fiber, im Besitz von Cassa Depositi e Prestiti.
Welche Rolle spielt die italienische Regierung?
Die von Giorgia Meloni geführte Führungskraft genehmigte die Operation im Rahmen einer umfassenderen Vereinbarung mit KKR, die den Einstieg des Finanzministeriums in das als strategisch wichtig erachtete Netzwerkunternehmen mit einer Beteiligung von bis zu 20 % vorsieht.
WER SIND DIE ANDEREN PARTNER VON KKR IN DER NETZWERKVEREINBARUNG?
Der italienische Infrastrukturfonds F2i wird einen Anteil von 10 % halten, während Abu Dhabis Staatsfonds Adia und Canada Pension Plan Anteile von 20 % bzw. 17,5 % halten werden.
Was ist mit Tim-Investoren?
Bisher zeigten die Anleger wenig Begeisterung für den neuen Tim. Die Aktie fiel um 24 %, als Labriola im März die Aussichten für das neue Geschäft bekannt gab, und die Aktie blieb gedämpft.
Vivendi, Tims Hauptaktionär, ficht Tims Entscheidung, das Netzwerk zu verkaufen, vor Gericht an und stellt die Nachhaltigkeit der verbleibenden Vermögenswerte in Frage.
(Übersetzt von Chiara Scarciglia, herausgegeben von Antonella Cinelli)
