Zwanzig Euro für zehn Stunden vom Lagergefreiten

Halb fünf. Es ist die Weckzeit, die Hassan auf seinem Nokia einstellt. Eines davon mit Still-Tasten und ohne Internet. Er hat noch ein paar Stunden Zeit, bevor er spielt. Und in der Zwischenzeit schläft er auf einer alten Matratze ohne Laken auf dem Boden eines verlassenen Gebäudes. Dann vibriert das Handy. Er muss aufstehen und in die Pedale treten. Vor allem aber hofft er, ausgewählt und auf einen LKW verladen zu werden, der ihn zur Arbeit bringt. Unterbezahlt, unreguliert, ungeschützt. Um fünf kommt er am Kreisverkehr neben dem Gewerbegebiet an Toller Süden von Giugliano. Er parkt sein Fahrrad auf der Verkehrsinsel Via San Francesco a Patria.

Er fesselt sie mit einer rostigen Kette an der Leitplanke, überquert sie und setzt sich auf den Rand des Kreisverkehrs. Mit ihm etwa dreißig Männer, alle Afrikaner und auf der Suche nach Arbeiten. Sie versuchen ihr Glück. Ihr Glück ist der LKW-Fahrer, der an der Sammelstelle ankommt, dicht an die Menschenmenge heranfährt und entscheidet, wie viele Männer er einlassen möchte. Wen soll man arbeiten lassen? Mit den gleichen Kriterien wie bei Hinrichtungen in Konzentrationslagern: Die Stärksten und Stärksten kommen davon.

Die Auswahl

Und so steigt Hassan auf. Er weiß nicht, wohin er gehen und was er tun wird. Er weiß nicht einmal, wie viele Stunden er arbeiten wird und wie viel sie ihm bezahlen werden. Aber das Wichtigste ist, dass sie es tun, denn er muss überleben. Kaufen Sie Lebensmittel und schicken Sie Ihren Kindern in Nigeria etwas Geld. Hassans Truck fährt Richtung Lago Patria. Ein Feld mit Obst und Gemüse erwartet ihn. Hauptsächlich Tomaten. Er muss sie einsammeln, in Plastikboxen verpacken und sie dann für den Transport zum Obst- und Gemüsemarkt ordnen. Unter der ununterbrochenen Junisonne, Wasser und Essen. Aber er arbeitet und versucht, seine Müdigkeit nicht zu zeigen.

Die Hoffnung ist, dass der „Chef“ ihn bemerkt und ihm auch am nächsten Tag die Möglichkeit gibt, etwas zu verdienen. Und das danach. Als wäre es ein stabiler Arbeitsplatz. Aber es ist nur das Wort, das es regelt. Inzwischen schlägt die Uhr Mittag und er bekommt eine Pause, sogar ein paar Tomaten. Aber diejenigen, die nicht zum Verkauf geeignet sind, sind faul oder von Würmern abgestreift. Hassan isst sie, weil er nichts anderes hat und der Erntetag trotzdem lang sein wird. Andere steckt er zum Abendessen in die Tasche. Ein kurzer Stopp im Schatten und dann Rückkehr zum bewirtschafteten Feld. Mit bloßen Händen, mit Schnitten und Schwielen: die Zeichen der Tage des „Glückswerks“.

Der Tag

Um halb fünf sind es achtundzwanzig Grad. Der „Meister“ sagt Hassan, dass er fertig ist. Er war gut, er füllte zwanzig Kassetten. Morgen kann er zurückkehren. Er lädt ihn zurück in den Transporter, aber dieses Mal muss er vorsichtig sein: Bei ihm sind die Früchte seiner Arbeit, er darf sie nicht durch Hinsetzen zerdrücken. Also geht er in die Hocke und versucht, sich während der Fahrt auszuruhen. Der LKW bringt ihn zurück zum Fahrrad-„Parkplatz“. Er bleibt vor dem Eingang des ehemaligen Auchan stehen und lässt ihn aussteigen. Der Fahrer bezahlt ihn mit einem Zwanzigerschein: etwa zwei Euro pro Stunde und einen Euro pro Kiste. „Ich hatte Glück“, sagt er. Die Arbeit auf dem Land ist nicht der härteste Job, den ich je gemacht habe. Ich habe einmal stundenlang große Ziegelsteine ​​auf einer Baustelle getragen. Danach konnte ich nicht mehr laufen. Aber sie zahlten mir vierzig Euro. Das zählt.

Du wachst morgens auf und weißt nie, was passieren wird. Wenn du arbeiten kannst, iss. Und während er die Kette seines einzigen Transportmittels löst, erklärt er, dass es sich um diese Straße handelt Giugliano es fungiert für sie als Arbeitsvermittlung. Eine illegale Arbeitsvermittlung. „Das ist unser Treffpunkt. Wir Afrikaner wissen, dass sie uns hierher holen, um uns arbeiten zu lassen. Und die Besitzer wissen, dass wir hier auf sie warten. Es gibt Mundpropaganda. Manchmal muss man gar nicht erst zum Kreisverkehr, schon auf der Straße kommen Lastwagen neben einen und fragen, ob man arbeiten möchte. Im Glücksfall bekommt man einen Termin.“ Währenddessen steigt Hassan auf sein Fahrrad, verlässt die Verkehrsinsel und macht sich auf den Weg zu seinem Zuhause. Sein Verdienst in der Tasche. Das Symbol der Ausbeutung: zwanzig Euro und ein paar Tomaten.

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